Ilse Werder, Journalistin, Autorin und Frauenrechtlerin, ist gestern im Alter von 97 Jahren verstorben. Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck geben – auch im Namen der städtischen Gremien – ihrer Trauer über den Verlust einer „herausragenden Persönlichkeit“ Ausdruck, „die in unserer Gesellschaft viel bewirkt und eindrucksvolle Spuren hinterlassen hat“, wie die beiden betonen.
Die versierte Autorin veröffentlichte zahlreiche Bücher, unter anderem eine Chronik des Hanauer Stadtteils Wolfgang. „Ilse Werder zeichnete sich aus durch ihr immenses und breit gefächertes berufliches wie ehrenamtliches Engagement für unsere Gesellschaft insgesamt und für Hanau im Besonderen“, betonen Kaminsky und Funck. Politisch und kulturell habe sich die Journalistin der Frankfurter Rundschau über viele Jahrzehnte als treibende Kraft gezeigt und viel bewegt. Auch mit der Aufarbeitung der Historie habe sie großartige Arbeit geleistet.
Ilse Werder, Mutter von vier Kindern, war Trägerin des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse, des Landesehrenbriefs, des Kulturpreises und Ehrenbriefs des Main-Kinzig-Kreises und der August-Gaul-Plakette der Stadt Hanau. 2019 überreichte ihr die SPD die Willy-Brandt-Medaille für ihr langjähriges Engagement. „In ihr vereinten sich ein nie nachlassendes Engagement und ein kritischer Geist“, heißt es in einer Würdigung des Archivs Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis, das Werder 1990 mitbegründete und dessen Ehrenvorsitzende sie seit 2006 war.
Werder wurde am 21. Oktober 1925 in Kassel geboren. Ihre Kindheit und Jugend in Kassel waren geprägt durch die Nazizeit. Ihr Bruder fiel im Krieg. Als junge Trümmerfrau fragte sie ab 1945 nach den Ursachen des Faschismus und trat 1951 in die SPD ein und arbeitet viele Jahre in der AsF (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen) mit, zeitweilig als Vorsitzende. In Kassel startete auch ihre journalistische Laufbahn, die sie später bei der „Frankfurter Rundschau“ (FR) fortsetzte. Deren Hanauer Lokalredaktion gründete sie 1967 und prägte die FR-Regionalausgabe Main-Kinzig 20 Jahre lang, bis sie 1986 – mit 61 Jahren – in Rente ging.